Zerschlagung der Pädagog*innenausbildung - Widerspruch jetzt!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich will euch berichten und euch auffordern gegen die angekündigte Zerschlagung der einheitlichen Lehrer*innenausbildung aufzutreten und sich dazu zu Wort zu melden.


Anlass ist die PK vom Minister Polaschek vom 25.10. Dazu berichtet der ORF https://orf.at/stories/3291129 :
„Wir brauchen eine bessere Studierbarkeit - Als drittes Handlungsfeld nannte Polaschek die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen. „Wir brauchen eine bessere Studierbarkeit“, sagte er. Ziel müsse sein, dass jede Lehrperson bereits nach dem Bachelorabschluss als Vollzeitlehrperson arbeitet und den Master berufsbegleitend absolviert. Fix ist bereits die Umstellung der Volksschullehrerausbildung von derzeit vier Jahren Bachelor- und einem Jahr Masterstudium auf drei Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master. Die entsprechende Novelle soll laut Polaschek 2023 beschlossen werden, 2024/25 kann die neue Ausbildung dann starten. Die Pflicht zum Masterabschluss soll im Sinne der Qualitätssicherung bleiben.“

Der Grund für einen notwendigen Aufschrei ist die Ankündigung nur das Lehramt für die Primarstufe in der Studienstruktur zu verändern. Also: BA nach 3 Jahren und dann einen Master innerhalb von 8 Jahren (die 8 Jahre wurden grad in die Begutachtung der Dienstrechtsnovelle geschickt). Für die Sekundarstufe ist das aber nicht vorgesehen.
Das bedeutet, dass wir somit unterschiedliche Ausbildungsdauer bekämen und dies sicher nicht ohne dienstrechtliche Folgen bleiben wird. Alleine schon die Tatsache, dass man nur die Primarstufe ändern will verlangt einen Aufschrei, war es doch auch unser Ziel die Ausbildung zu verbessern und ein Dienstrecht für alle Pädagoginnen und Pädagogen zu erhalten. Das soll nun zerstört werden, weil wir grad einen Lehrerinnen und Lehrermangel haben? Oder ist es vielleicht doch so,  dass man wieder zurück in das alte Schema der Ausbildung für Schularten will? Vom der Volksschullehrerin bis zur AHS Lehrerin, ....

 "Bis dato war ein vierjähriger Bachelor vonnöten, um als Lehrkraft tätig zu werden. Dieser soll nun auf drei Jahre reduziert werden, um eine Gleichstellung mit anderen Studien herbeizuführen."

Dass die Mindeststudiendauer eines Bachelors im Bereich der Lehramtsstudien nun endlich auf sechs Semester reduziert wurde, begrüßen wir grundsätzlich. Allerdings will ich als neuer Obmann vielmehr unserer jahrelangen Forderung erneut starken Nachdruck verleihen, dass der verpflichtende Master für die Primar- und Sekundarstufe 1 [anm. Volksschule und Mittelschule] endlich fallen muss”, fordert der Chef der der ÖVP-nahen Studiengemeinschaft "Aktionsgemeinschaft" Durmaz." https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20221027_OTS0005/aktionsgemeinschaft-lehrkraeftemangel-abhilfe-schaffen

Ich spare mir die weiteren Zustimmungen seitens der ÖVP. Es ist ja eh klar, was die ÖVP will. Für den Bildungssprecher der ÖVP Taschner würde eine 2-jährige Ausbildung zur Volksschullehrerin auch schon reichen. Der CLV in OÖ und noch viele andere fordern die Einführung des Sonderschullehramtes, was ja völlig von der Altersbereichsfestlegung weg geht. AG und einzelne ÖH Gruppen wollen den Master fallen lassen. .....

Es mag die Eine oder der Andere von euch nicht glücklich sein über diese Form der Ausbildung. Es wird auch so sein, dass ihr negatives gehört habt. Das sind Gründe, die man ernst nehmen muss und Veränderungen veranlassen muss. Es ist auch denkbar in der Struktur für alle was zu verändern. Aber dann bitte für ALLE.

Ich frage mich daher:
1.) Welche Forschungsergebnisse oder welche Evidenzen liegen vor, die eine Änderung der Ausbildung nahe legen? - Curricula wurden überarbeitet, weil Rückmeldungen das sinnvoll erscheinen ließen. Evaluationen, etc. liegen noch keine vor.
2.) Ist es gewollt, den autonomen UNIs die Ausbildung für die Sekundarstufe zu überlassen und die nachgeordneten Dienststellen des BMBWF, die Hochschulen, auf die Volksschullehrer*innenausbildung zu reduzieren?
3.) Welche dienstrechtlichen Änderungen werden kommen, wenn die Trennung Primar- und Sekundarstufe vollzogen ist?  Bisher war die Ausbildungsdauer immer ein Bestimmungsmerkmal für die Bezahlung. Damit würde auch die Abwertung der Ausbildung für den Primarbereich sichtbar. Einige von euch werden ja noch die Aufwertung der Volksschullehrer*innen in L2a2 in Erinnerung haben, was ja auch durch die 6-semstrige Ausbildung kam.
4.) Gerade für den Bereich, der mir am Herzen liegt, die Inklusive Pädagogik, schaut die Zukunft nicht rosig aus. Was ist mit den Schwerpunkten? Werden die gar in den Master verlegt? (auch das habe ich schon gehört) Käme dies, so würde das bedeuten, dass nach 3 Jahren Primarpädagoginnen abschließen, die dann 8 Jahre zum Master Zeit hätten. Mit diesen Lehrerinnen und Lehrern soll ich dann im Primarbereich beispielsweise Klassen mit schwerbehinderten, verhaltensschwierigen, ....  Kindern unterrichten?
       
Alles in allem ein völlig unklares Chaos, das da angekündigt wurde. Ich hoffe doch sehr, dass solche Ankündigungen keine Mehrheit im Parlament finden werden.

Wilfried Prammer für die OELI-UG

 

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