Distance Learning – Homeschooling in Coronazeiten
ein Bericht von Raoul Riegler (aus dem Kreidekreis 2-20)
Die Beschulung zu Hause hatte nur deshalb funktioniert, weil die direkt Beteiligten (Schüler, Eltern, Lehrer) großen Einsatz zeigten und ihre private Ausstattung voll in den Dienst der Sache stellten. Von der Dienstgeberseite kam wenig Brauchbares. Zwar hörte man großspurige Ankündigungen und vermeintlich durchdachte Konzepterläuterungen, aber die praktische Unterstützung blieb aus.
Keine einheitliche Software, keine Leihgeräte, keine Beratung
Ein Kollege erzählte mir, dass er die schulinternen Zugangscodes für das Office-Paket gebraucht hätte, um eine weitere Arbeitsstation in seinem Haushalt einrichten zu können. Weder sein Direktor noch sein EDV-Kustos konnten ihm behilflich sein.
Erst über die Codes seiner Tochter, die eine andere Schule besucht, war ihm eine Neuinstallation möglich.
Eine Kollegin ließ sich von ihrem computergeschulten Ehemann beraten und legte sich persönlich einen neuen Laptop zur Krisenbewältigung zu. In einem Telefonat wollte der Ehemann von mir wissen, welche Software zu installieren sei, damit seine Frau sinnvoll von zu Hause aus arbeiten könne.
Ich konnte ihm keine passende Software nennen, weil es keine einheitliche gab.
Folgende Kommunikationsmittel kamen zum Einsatz:
sms, e-mail, Whatsapp, signal, Zweithandy, Privathandy, schoolfox, eduvidual, Kopien und schriftliche Aufgaben mit Übergabesystem im Schulfoyer.
Genau diese Vielfalt an Informationsquellen, die ein geordnetes Lernen ziemlich erschweren, haben Eltern, deren Kind auch eine NMS besucht, mir gegenüber in einem Gespräch beklagt. Äußerst schwierig empfanden sie die Aufgabenstellung per e-mail, da die Unterlagen nur 1x täglich in der Firma ausgedruckt werden konnten, jedoch mehrmals täglich mails einlangten und eine umgehende Bearbeitung verlangt wurde.
Viele Haushalte mit schulpflichtigen Kindern liefen am Limit. Sie waren aber trotzdem sehr einsatzfreudig und erfinderisch in der Umsetzung des verordneten „home-schooling“.
Ein Mal! In der Krise! Aber bitte ab jetzt nicht mehr!
Nun ist der Dienstgeber gefordert, wichtige Tools und Hilfen zur Verfügung zu stellen:
- einheitliche Software
- schnelle Internetanschlüsse für alle Beteiligten
- Ausstattung mit geeigneten Geräten (Leihlaptops für Kinder, die über kein eigenes Gerät verfügen)
- (Handys sind Alleskönner, aber zu klein)
- Beratung und Betreuung
Ich bin gespannt, ob und was da kommt.
Nachtrag: in Deutschland werden für 500 Millionen Euro Geräte für Kinder angeschafft, die bisher über keine verfügen. Hierzulande gibt es müde Absichtserklärungen, nicht mehr. Das kann so nicht sein, aber in Zeiten der Mangelwirtschaft auch nicht überraschend. Auch einheitliche Distance Learnplattformen wurden nicht eingeführt – beim nächsten schulischen Lockdown wird jede Schule wieder nach bestem Wissen und Gewissen eigene Lösungswege beschreiten.