Zur vergessenen Fürsorgepflicht der Behörden

Peter Novak hat LR Haberlander (ÖVP) und der Bildungsdirektion einen eindringlichen Brief geschrieben. Hier ist er - wir sind auf die Antwort gespannt (erwarten uns allerdings nicht viel).

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Ich schreibe Ihnen, die Sie in Oberösterreich an den Hebeln der Schulorganisation und Gesundheit sitzen, am späten Sonntagabend, um Ihnen von der Corona-Situation einer ganz normalen Schule zu berichten.

Auf einen relativ "entspannten" Schulstart folgte an meiner Schule, der MMS Freistadt, Ende der dritten Schulwoche die erste positive Testung einer Kollegin. Sie hatte Symptome und ist nun soweit genesen, dass sie wieder in die Schule gehen darf.

Das ist leider soweit die einzige gute Nachricht.

 

Als Konsequenz auf diese erste Infektion wurden Klassen und Lehrpersonen abgesondert, getestet und in Quarantäne geschickt. Die verbleibenden Kolleg*innen mussten viele Supplierstunden absolvieren (ich stand selber in der 4. Schulwoche 29 Stunden in der Klasse, in der letzten Woche, der 5. Schulwoche, waren es 26 Stunden).

Am Freitag habe ich erfahren, dass ich ebenfalls absondert werde, weil ich in Klassen, die ich normalerweise nicht unterrichte, suppliert habe und Kontakt mit positiv getesteten Schüler*innen hatte. Einige Kolleg*innen geht es ebenfalls so. Brav suppliert und nun abgesondert.

 

Aktuell gibt es zwei positiv getestete Lehrer*innen, zehn positive Schüler*innen und zahlreiche Kolleg*innen, die getestet werden sollen.

Mehr als die Hälfte der Kolleg*innen ist in Quarantäne, genauso sind viele Kinder abgesondert und werden getestet werden. Die verbleibenden Lehrer*innen sollen einen Notbetrieb aufrechterhalten, mit der Gefahr, sich selbst anzustecken?

Die Schulleitung sieht unsere Notlage, doch seitens der Bildungsdirektion heißt es, dass der Schulbetrieb gewährleistet sein muss.

 

Ich verstehe, dass - wenn es möglich ist - die Schulen offengehalten werden sollen. Die Aufsicht soll gewährleistet werden. Präsenzunterricht garantiert werden. Schulschließungen sollen vermieden werden.

Aber um jeden Preis? Wie schaut es um die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, der Bildungsdirektion OÖ, aus?

 

Ich frage mich wirklich, ob es sinnvoll ist, eine Schule mit über 45 Lehrer*innen offen zu halten, wenn etwa 30 davon entweder krank, abgesondert oder in Quarantäne sind und noch dazu einige Schüler*innen positiv getestet worden sind?

Andere Testungen stehen noch aus.

Wer jetzt bei uns Aufsicht oder Unterricht hält, riskiert, sich anzustecken.

 

Eine Schule zu schließen, wenn es notwendig ist, ist keine schlechte Publicity. Es ist eine Reaktion auf die Umstände und sorgt dafür, dass die Infektionskette an der betreffenden Schule unterbrochen wird.

Die Schulschließungen von Mitte März bis Mitte Mai 2020 waren ziemlich heftig. Doch nun auf Biegen und Brechen die Gesundheit von Lehrer*innen, Schüler*innen und deren Familien zu riskieren, halte ich für verantwortungslos.

 

Unsere Schule ist nicht die erste, die von Covid-19 betroffen ist. Und es wird nicht die letzte sein.

Bitte handeln Sie mit den Augen der Vernunft mit Hinblick auf die Sicherheit und Gesundheit der Schulgemeinschaft.

 

Freundliche Grüße,

 

Peter Novak

Vorsitzender ÖLI-UG der Pflichtschullehrer OÖ

mail: p.novak@eduhi.at

mobile: 0699 10105199

kuli.net oeliug.at

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