In 5 Bezirken werden mit Freitag, 3.7., die Schulen geschlossen. So hat es LH Stelzer angeordnet. Warum dies aus mehreren Gründen falsch ist, beschreibt Timo Brunnbauer, DA und GBA Mitglied in Linz Stadt - einem betroffenen Bezirk.
Vorweg:
ich bin seit vielen Jahren Lehrer an der Polytechnischen Schule Linz Stadt 1 und Personalvertreter in verschiedenen Gremien für die Unabhängigen Lehrer*innen. Beides macht mir viel Freude.
Am Mittwoch haben wir aus den Medien erfahren, dass ab Freitag die Schulen in Linz und vier anderen Bezirken geschlossen werden. Dies hat uns sprichwörtlich auf dem falschen Fuß erwischt.
Ich habe dazu zwei Gedanken:
Zum einen denke ich, dass eine Komplettschließung aller Standorte die falsche Entscheidung war. Diese Schließungen stellen Eltern vor ein großes Betreuungsproblem, das sie nun in kürzester Zeit zu lösen haben. Auch für den Herbst ist dies kein gangbarer Weg – man kann nicht alle Schulen kurzfristig zusperren, wenn es vereinzelt Corona-Fälle an einigen Standorten gibt. Denn so lange kein Impfstoff gegen diese Erkrankung vorhanden ist, wird es Fälle geben – auch unter Schüler*innen.
Es wird medial immer wieder von testen, testen, testen gesprochen: ich bin darüber verwundert. Ich weiß von mehreren Verdachtsfällen an Linzer Schulen, wo genau dies nicht passiert ist. In einem Fall wurde ein Kind, das getestet wurde, sogar noch in die Schule geschickt – bevor das Ergebnis vorlag. Das Ergebnis war glücklicherweise negativ.
Dies ist ebenso wie die Komplettschließung kein gangbarer Weg.
Es ist die Aufgabe der Behörde, sicherzustellen, dass im Herbst ausreichend Tests zur Verfügung stehen und dass vereinzelten Ansteckungen nachgegangen wird. Vielleicht ist es in Ausnahmen notwendig, eine ganze Schule zu sperren. Der Lockdown eines ganzen Bezirks ist es sicher nicht (außer die Zahlen steigen rasch exponentiell an).
Was haben Schüler*innen der VS Feldkirchen mit jenen der VS Vorderweißenbach zu tun? Nicht viel, trotzdem gibt es bezirksweite Schulschließungen im ganzen Bezirk UU.
Mein zweiter Gedanke betrifft die Kommunikation: wir Lehrer*innen, Direktor*innen, Personalvertreter*innen haben aus den Medien von den Schließungen erfahren (noch dazu war der Artikel in den OÖN zu Beginn irreführend formuliert). Wieso wurden die Bildungsregionen und Personalvertretungsgremien nicht im Vorfeld vom neuerlichen schulischen Shutdown informiert? Die Folge ist nämlich, dass an vielen Schulen Schüler*innen nicht erreicht wurden, die ab Mittwoch nicht mehr zum geteilten Unterricht erscheinen mussten. Es liegt nun an den Klassenvorständen, alle Eltern anzurufen und ihnen mitzuteilen, wie nun zu verfahren ist (Stichwort Entscheidungsprüfungen, Zeugnisverteilung). Nicht immer ist es einfach, diese zu erreichen.
Auch hier braucht es im Herbst eine andere Strategie. Als Lehrer und Personalvertreter wünsche ich mir transparente und faktenbasierte Entscheidungen der politischen Träger*innen. Der Kampf gegen die Pandemie ist eine große Herausforderung, der unsere Politiker*innen mit größter Ernsthaftigkeit begegnen. Da bin ich sicher. Ich erwarte mir jedoch, dass die oben genannten Kritikpunkte in weitere Überlegungen einfließen.
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