Digital Learning an einer PTS - so dann doch nicht.

Digitales Lernen an der PTS Linz 1 – eher nicht.

Ein erster Erfahrungsbericht von Timo Brunnbauer

 

Natürlich wurden auch wir von der Schulschließung überrascht, als diese am Donnerstag, dem 12.3. verkündet wurde. Die Lehrer*innen an unserer Schule stellten analoge Lernpakete für die Schüler*innen zusammen, diese wurden ausgedruckt und verteilt. Auch Arbeitsaufträge wie das Vorbereiten von Referaten oder Buchvorstellungen wurden den Kids mitgegeben.

 

Auf der Homepage der Schule finden sich weitere Materialien (nach Klassen geordnet) zum Download.

 

Richtiges E-Learning findet eher nicht statt und zwar aus dem Grund, dass unsere Schüler*innen vielleicht Digital Natives sind, aber sich das auf den Gebrauch ihrer Smartphones bezieht. Denn Computer bzw. der Zugang zu einem im Haushalt sind nicht selbstverständlich. Die wenigsten

 

Polyschüler*innen haben oft keinen eigenen PC oder Laptop, Drucker sind so gut wie nicht vorhanden. Somit ist das Bereitstellen von Arbeitsmaterialien zum Download und zum Ausdrucken gut gemeint, aber wenig hilfreich.

Unsere Schüler*innen kommen aus sozial schwächeren Familien, viele sind das, was man land- oder leider schon beiläufig Bildungsverlierer nennt.

 

Viele der Kinder unserer Schule haben kein eigenes Zimmer, keinen Rückzugsort, an dem sie konzentriert arbeiten könnten. Auch fehlt vielen das Rüstzeug zum selbständigen Lernen. Sie können das nicht oder nur unzureichend. Sie brauchen Anleitung und Ermutigung. Mit der jetzigen Situation sind sie überfordert. Es geht manchen von ihnen – das zeigen ihre Mails an uns Lehrer*innen – nicht gut, sie wissen mit ihrer Tagesfreizeit von 24 Stunden wenig anzufangen. Durch die Schließung von Geschäften (Plus City!) und Treffpunkten (Mäci!) ist ihr privates gewohntes Leben auf den Kopf gestellt.

 

Wir haben noch vor der ganzen Coronakrise versucht herauszufinden, welche Hobbys denn unsere Schüler*innen so haben. Es zeigte sich: wenige. Manche, hauptsächlich die Burschen, trainieren in einem Sport- oder Fußballverein, einige spielen ein Instrument. Jetzt fällt diese Form der Freizeitgestaltung auch weg.

 

Unsere Schüler*innen werden sich vermutlich noch mehr in die Tiefen des World Wide Webs begeben. Und hoffentlich auch wieder herausfinden.

 

Unsere Klasse an der PTS ist eine Integrationsklasse mit 20 Schüler*innen. Wir versuchen, mit den Jugendlichen per Mail in Kontakt zu bleiben. Einige reagieren auch auf diese und schreiben zurück. Weiters hat die Klassenvorständin Sabine Leitner (OELI-UG Gewerkschafterin in Linz) eine Seite auf der Plattform Klassenpinnwand eingerichtet. Dort können die Kinder Materialien downloaden (die man bearbeiten kann, ohne etwas auszudrucken) und eine Art Tagebuch Sabines mitverfolgen. Auch interessante Links etc. findet man dort. Unsere Adresse lautet www.klassenpinnwand.at/pts1a

 

Ich denke, wir stecken, was digitales Lernen betrifft, noch nicht einmal in den Kinderschuhen. So lange unsere Schüler*innen nicht über eigene, taugliche Geräte verfügen (und Smartphones sind keine) wird das nichts werden.

 

Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob wir digitales Lernen an der PTS unbedingt forcieren sollten, denn Lernen funktioniert am Besten miteinander und voneinander.

 

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