JUGENDLICHEN ASYLWERBERINNEN DEN SCHULBESUCH ERMÖGLICHEN!

aus einem Leserbrief an OÖN/Kurier/Krone

 

Die östereichische LehrerInneninitiative (OELI-UG) bzw. die kritischen LehrerInneninitiative der Pflichtschule Oberösterreichs (kuli-UG) haben schon 2015 gefordert, jugendlichen AsylwerberInnen den Schulbesuch zu ermöglichen. Leider wurde unsere Forderung nicht unterstützt.

 

 

Die Argumentation, dass es so zu einer möglichen Überforderung vor allem der Polytechnischen Schulen kommen würde, ist nicht richtig bzw. kann einfach widerlegt werden: mehrere DirektorInnen an den PTS in Oberösterreich hätten gerne (bzw. haben auch vorübergehend) den jungen Flüchtlingen den Schulbesuch ermöglicht. Einige AsylwerberInnen waren im vergangenen Jahr noch schulpflichtig und durften eine NMS oder PTS besuchen. Viele waren zu Schulschluss immer noch außerordentliche SchülerInnen, weil ihre Sprachkenntnisse eine vollständige Leistungsbeurteilung noch nicht sinnvoll erscheinen ließen. Ihre LehrerInnen und Schulleiter haben ihnen in Aussicht gestellt, dass sie das im nächsten, dem heurigen Schuljahr bestimmt schaffen werden. Drei Tage vor Schulbeginn kam dann die Änderung: Ein Weiterbesuch der Schule darf nicht erlaubt werden.

 

 

Unverständlich ist, dass heimischen SchülerInnen ein freiwilliges 10. oder auch 11. Schuljahr genehmigt wird, den gleichaltrigen AsylwerberInnen aber nicht.

 

 

Integration bedeutet neben Spracherwerb auch der Kontakt mit der neuen, noch fremden Kultur. Der schulischer Rahmen ist dafür bestens geeignet. Allerdings sind „Flüchtlingsklassen“ wie es sie teilweise an höheren Schulen gibt, nicht immer geeignet. Ein Besuch der 16 jährigen Flüchtlinge in den Polytechnischen Schulen wäre in vielerlei Hinsicht erfreulich: die Jugendlichen hätten einen geregelten Tagesablauf, sie würden mit heimischen Jugendlichen zu tun haben. Sie hätten zudem die Chance, den Arbeitsmarkt in Form von Schnuppertagen und betrieblichen Praktika kennenzulernen. Und es wäre manchen Jugendlichen möglich, einen echten Schulabschluss zu erreichen.

 

 

Das Bildungsministerium muss AsylwerberInnen, die sich im 10. oder 11. Schuljahr befinden, den Schulbesuch ermöglichen. Frau Ministerin Hammerschmid hat kürzlich in einem Interview gemeint, dass man sich Sonderfälle genau ansehen müsse. Frau Minister – der Umstand, dass man Jugendliche von Schulbildung ausschließt, ist so einer.

 

 

Was wir heute versäumen, wird morgen und übermorgen Probleme machen, deren Lösungen uns unter Umständen deutlich teurer kommen werden. Wir LehrerInnen müssen uns verpflichtet fühlen, notwendige Ressourcen einzufordern. Wir dürfen nicht schweigend zulassen, dass nachhaltig Schaden angerichtet wird, weil Teile des Bildungssystems auf Sparflamme laufen.

 

 

Renate Brunnbauer,

 Vorsitzende der kritischen LehrerInneninitiative kuli-UG, Personalvertreterin im Zentralausschuss für PflichtschullehrerInnen

 

Timo Brunnbauer,

PTS – Lehrer in Linz und Personalvertreter kuli-UG

 

zurück zu News

Kommentar schreiben

Kommentare: 0