Schon seit längerem rumort es in der schwarzen Reichshälfte des Landes. Die ÖVP bzw. einige ihrer VertreterInnen entdeckt schön langsam die Sinnhaftigkeit einer gemeinsamen Schule der 6 bis 14 jährigen. kuli-UG fordert die Einführung einer solchen schon seit der Gründung 1987, wie ein Blick in unsere alten Publikationen zeigt..
Die Schaffung der Neuen Mittelschule ist natürlich kein Schritt in die richtige Richtung, wie mancherorts vieelleicht vermittelt werden soll. Denn die Beibehaltung des Gymnasiums verhindert keine Selektion mit 10.
Dass dies den christlichen PolitikerInnen nun auch schön langsam einschießt, zeigen widersprüchliche Aussagen zu dem Thema. In Vorarlberg soll nun glatt ein ganzes Bundesland zum Testobjekt werden. Nun, in diesem kleinen Bundesland gibt es auch nur 9 Unterstufengymnasien, daher ist es als Modellregion sicherlich nicht ungeeignet. Aber braucht es diese überhaupt? Wozu? Zudem zeigt sich die Chancenungleichheit vor allem in den Ballungsräumen, dort, wo es auch einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund gibt. Wien, Linz, Graz, andere große Städte sind die Hotspots der verlorenen Bildungschancen. Die Schaffung einer Modellregion mit allem Drum und Dran verzögert den Prozess einer EInführung der Gemeinsamen Schule. Und dies kann nicht de Weisheit letzter Schluss sein.
Es ist gut, wenn in der ÖVP immer offener über eine Schulreform diskutiert wird. Die Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskammer: immer öfters hört man von einem Bekenntnis zur Gemeinsamen Schule.
Auf der anderen Seite beharren aber wichtige Landesfürsten, wie etwa Josef Pühringer oder Erwin Pröll, auf der Beibehaltung eines selektiven Bildungswegs ab 10. Sie befürchten... Ja was eigentlich? Den Argumenten der Gymnasiumsbefürworter ist eigentlich nur schwer zu folgen. Meist kommt irgendwas mit "Absacken des Bildungsniveaus" oder "Talente gehen verloren". Dass dem nicht so ist, ist in fast allen OECD - Ländern schon bewiesen. Eine gemeinsame Schule - richtig gemacht - fördert Talente und verringert Bildungsungleichheiten. Kinder aus deprivierten oder bildungsfernen Milieus wird der Zugang zu einer hochwertigen Bildung ermöglicht.
Es ist müßig, all die Argumente aufzuzählen. Wichtig ist es, rasch die Umsetzung der Gemeinsamen Schule vorran zu treiben. Dafür braucht es Expertengespräche, den politischen Willen und natürlich finanzielle Ressourcen. Denn die Einführung eines neuen Schultyps kostet zu Beginn viel Geld. Aber: gerne wird von Umwegrentabilität gesprochen (beim Song Contest, bei der Formel Eins, bei irgendwelchen Ski-WMs). Wenn es gelingt, nicht jedes Jahr 15 bis 20 Tausend Bildungsverlierer zu produzieren, dann erspart sich der Staat berträchtliche Summen. Auch dies ist kein Geheimnis.
Darum: eine rasche Einführung der Gemeinsamen Schule ist unbedingt notwendig, eine Modellregion reicht dafür nicht.
Timo Brunnbauer
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